Was ist Homöopathie?
230 Jahre Homöopathie
Im Jahre 1790 nahm eine bis zum heutigen Tag einzigartige Heilmethode ihren Anfang. Damals entdeckte der geniale Arzt, Apotheker und Chemiker Dr. Samuel Hahnemann in einem berühmt gewordenen Experiment, dem Chinarindenversuch, eines der wichtigsten Prinzipien der Homöopathie. In den Anfangsjahren der neuen Therapieform entwickelte er die Grundideen der homöopathischen Lehre, die noch heute für Homöopathen in aller Welt unverändert Gültigkeit besitzt und die es ihnen ermöglicht, vielen kranken und leidenden Menschen Hilfe und Heilung zu bringen.
Heute, rund 225 Jahre später, hat die Homöopathie nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt; sie ist aktueller denn je, was an ihrer wachsenden weltweiten Verbreitung und nicht zuletzt an der ständig steigenden Anzahl von Menschen deutlich wird, die bei Ärzten und Heilpraktikern homöopathische Hilfe suchen.
Was ist Homöopathie ?
Was ist eigentlich die Homöopathie, die von der Schulmedizin oft als unwirksam abgelehnt, manchmal sogar als Scharlatanerie bekämpft, von zahlreichen zufriedenen Patienten dagegen hoch geschätzt wird? Auf welche Grundlagen und Erfahrungen stützt sich die homöopathische Heilweise? Wie geht ein Homöopath bei seiner praktischen Arbeit vor? Welche Möglichkeiten bietet die Homöopathie akute und chronische Beschwerden und Krankheiten zu lindern oder zu heilen? Auf diese Fragen soll im folgenden eingegangen werden.
Homöopathie ist eine arzneiliche Heilmethode, bei der durch individuell ausgewählte Arzneien die Selbstheilungskräfte des erkrankten Organismus gezielt angeregt werden.
Ein wesentliches Merkmal der Homöopathie ist, daß die Arzneien nicht nach dem Krankheitsnamen oder der Diagnose verordnet werden. Es wird auch nicht versucht, einzelne Symptome durch gegensätzlich wirkende Mittel zu beseitigen, z. B. Schmerzen mit schmerzdämpfenden oder Fieber durch fiebersenkende Arzneimittel zu bekämpfen. Es wird vielmehr versucht, ein Medikament zu finden, das in der Lage ist, beim gesunden Menschen eine ähnliche Symptomatik hervorzubringen. Dieses regt dann den Organismus an, sich stärker und effektiver gegen die Krankheit zu wehren. Dieses Ähnlichkeitsprinzip ist das grundlegende Heilprinzip der Homöopathie. (Hahnemann: "Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfall eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (homoion pathos) für sich erregen kann, als sie heilen soll.")
Kenntnisse über eine Arznei erhalten wir in der Homöopathie durch Arzneimittelprüfung am gesunden Menschen. Kenntnisse über die Krankheit erhalten wir durch genaues Beobachten und Befragen des Patienten. Wir brauchen also nur noch die Arznei zu suchen, die dem Krankheitsbild des Patienten möglichst ähnlich ist, und sie in angemessener Form verabreichen, um die Heilung einzuleiten.
Einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Homöopathie machte Hahnemann, als er versuchte, die Giftwirkung der zum Teil hochgiftigen Arzneistoffe für Prüfer und Patienten möglichst gering zu halten, ohne daß die Heilkraft der Substanz verlorenging. Hierbei machte er die Entdeckung, daß er durch schrittweises Verdünnen und Verschütteln, dem sogenannten Potenzieren, die Heilkraft seiner Arzneimittel aufs Höchste steigern konnte, während von der Giftwirkung nichts mehr übrig blieb.
Daß die Wirkung der homöopathischen Arznei weit über den Bereich der körperlichen Symptomatik hinausgeht, kann jeder bei sich selbst feststellen, indem er potenzierte Medikamente zur Prüfung einnimmt. So lassen sich bei Arzneimittelprüfungen meist neben körperlichen Symptomen auch Änderungen des Befindens und des seelischen Zustands beobachten.
Die Ursache der Krankheit
Hahnemann hatte erkannt, daß sich eine Krankheit durch ihre Zeichen und Symptome eindeutig zu erkennen gibt und dadurch die Wahl des passenden Heilmittels ermöglicht. Das innere Wesen der Krankheit dagegen bleibt den Sinnen und dem Verstand des Menschen verborgen. Er nannte die Instanz, auf deren Störung jede Krankheit zurückzuführen sei, die Lebenskraft. Sie steuert auf einer zentralen energetischen Ebene die Lebensvorgänge in deren Gesamtheit und in allen Bereichen des lebenden Organismus und hält sie in harmonischem Gleichgewicht. Ist die Lebenskraft durch innere oder äußere Einflüsse gestört, kommt es zu Krankheiten. Eine echte Heilung kann daher auch nur dann stattfinden, wenn die Heilmethode in der Lage ist, auf die "verstimmte" Lebenskraft einzuwirken. Dies wird durch die Anwendung der potenzierten Arzneien mit ihrer nicht materiell vermittelten , energetischen, "geistartigen" Wirkung ermöglicht.
Was macht die Homöopathie bei akuten Erkrankungen?
Jede Krankheit hat ihre individuelle Ausprägung und Ursache. Ein Hexenschuß beispielsweise wird in jedem einzelnen Krankheitsfall unterschiedliche Auslöser und verschiedenartige Einzelsymptome haben. Schon allein die Schmerzcharakteristik kann sich von Fall zu Fall beträchtlich unterscheiden. Ein Schmerz kann dumpf oder scharf sein, drückend oder stechend, kann durch verschiedene Umstände gebessert oder verschlechtert werden. In einem Fall kann Wärme guttun, in einem anderen Kälteanwendungen usw. Diese Unterschiede herauszufinden und so das individuelle Bild der Krankheit zu erstellen, ist die erste Aufgabe des homöopathischen Behandlers und geschieht beim ersten Gespräch, der Fallaufnahme (Anamnese). In einem zweiten Schritt sucht er die am besten passende (d. h. die ähnlichste) Arznei und verordnet sie in einer geeigneten Potenzhöhe und Dosierung.
Zu den akuten Krankheiten zählen z. B. Erkältungskrankheiten wie Grippe, Husten usw., Verletzungen oder vorübergehende Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Störungen auf der seelischen Ebene, z. B. durch den Verlust eines geliebten Menschen.
Was macht die Homöopathie bei chronischen Erkrankungen?
Chronische Erkrankungen sind dadurch charakterisiert, daß sie länger dauern oder häufig wiederkehren und daß sie eine geringe Selbstheilungstendenz haben. Der Körper hat sich quasi an sie gewöhnt und kann nicht mehr wirkungsvoll reagieren. Diese Störungen sind schwerwiegender als akute Erkrankungen und tiefer im Organismus verwurzelt. Bei der Behandlung chronischer Krankheiten kommt es also darauf an, den gesamten Menschen auf der körperlichen, der geistigen und der seelischen Ebene zu erfassen. Das Anamnesegespräch erfordert aus diesem Grund naturgemäß viel mehr Zeit, Energie und Hingabe sowohl vom homöopathischen Arzt/Heilpraktiker als auch vom Patienten.
Die Fallaufnahme und die anschließende homöopathische Behandlung haben das Ziel, den Menschen in seiner Gesamtheit und auf allen Ebenen zu erfassen. Die Homöopathie wird daher auch als eine ganzheitliche Therapie bezeichnet.
Zu den chronischen Erkrankungen zählen u. a. Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Psoriasis, Rheuma, Schlafstörungen, Depression, zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, Migräne, Regelstörungen, Infektanfälligkeit, Allergien, Entwicklungsstörungen der Kinder usw.
Die Heilung
Die Grenzen der Homöopathie sind dort erreicht, wo die Selbstheilungskräfte des Organismus nicht mehr ausreichen oder organische Veränderungen zu weit fortgeschritten sind.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Heilung sind eine differenzierte Fallaufnahme als Grundlage für die Wahl eines passenden homöopathischen Arzneimittels sowie ein guter Kontakt zwischen Patient und Behandler zur therapeutischen Begleitung des einsetzenden Entwicklungsprozesses.
Bei einem gelungenen Heilungsgeschehen ändern sich nicht nur die vordergründigen Beschwerden wie z. B. die Rückenschmerzen, sondern man kann beobachten, daß der ganze Mensch gesünder und ausgeglichener wird. Diese Veränderungen sind für den Patienten wie für den Behandler oft höchst eindrucksvoll.
"Des Arztes höchste und einzige Aufgabe ist es, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt."
Samuel Hahnemann